Die Fremd- und die Selbstwahrnehmung

Gestern ist es wieder passiert: Typische Situation, ich gehe von der Bühne und bin unzufrieden mit mir. Vieles hat nicht so gepasst und ich verspüre gar den Drang mich beim Publikum zu entschuldigen – doch das wäre gar zu peinlich…

Der Applaus aber war kräftig und es wurde gejubelt. Wie kann so etwas sein? Haben die etwas anderes gesehen? Der Anteil an Freunden und Bekannten im Publikum war gleich 1 und durch Zusicherung weiß ich, dass von dort nicht gejubelt wurde.

Warum sind Fremd- und die Selbstwahrnehmung so unterschiedlich?

Gut, man spielt schließlich gegen seine eigenen Ansprüche – aber für das Publikum… Es ist nur so destruktiv seltsam, wenn man beinahe zerstört von der Bühne kommt und dann das Lob eines Zuschauers noch als Ohrfeige begreift.

Im Nachgang zu solchen Situationen fällt mir dann ein Zitat ein, dass von Keith Johnstone stammt (zumindest glaube ich das – es ist auch nur dem Sinn nach zitiert):

Ein guter (Impro-)Schauspieler muß zwei Dinge überwinden:
Zuerst seine Angst und dann sein Ego.

 

Solang ich noch in der ersten Phase bin, ist alles gut… Cool

Ein Gedanke zu „Die Fremd- und die Selbstwahrnehmung

  1. Hey Thomas,
    solche Situationen kommen mir auch seeehr bekannt vor… Allerdings habe ich bei mir speziell festgestellt, dass meine persönliche Empfndung meiner Leistungen nach dem Spielen/Singen/Reden/Tanzen einfach von meiner persönlichen „psychischen“ Lage ODER von dem totalen Leerspielen auf der Bühne abhängt. Bei Proben bin ich durchaus dazu fähig zu erkennen, wann ich etwas gut oder super oder schlecht der gar grottig hinbekommen habe, aber wenn ich spiele (und ich hab nach Jahren noch immer jedes Mal Lampenfieber) und danach wieder in die Realität zurückkehre, weiß ich mich nur sehr schwer einzuschätzen und bin sehr viel eher bereit unzufrieden oder gar enttäuscht zu sein. Ich trage meine Problemchen nicht auf die Bühne, die stelle ich brav vor dem Haus ab, aber nachdem ich meine Arbeit mit Pathos, Wucht und vollem Einsatz getan habe, kommen die ab und zu direkt nach dem Spielen wieder und das schränkt meine Objektivität ein. Oder ich habe so viel Verve in alles reingelegt, dass ich nicht mehr kann als sagen „Mädel, das war echt schlecht“, weil ich zu größeren Gedanken nicht mehr in der Lage bin. Mir bringt übrigens ein Satz sehr viel, den meine ehemalige Sprecherziehungslehrerin mir gesagt hat (von wem der im Original ist- keine Ahnung): „Das Publikum ist da, um dich zu lieben“- das erklärt mir auch zuweilen die Begeisterung, die ich persönlich nicht nachvollziehen kann, die mich aber dann jedes Mal erfreut.
    Liebe Grüße!

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