Ubukönig im Ballbecken

Gestern gab es in der Volksbühne Berlin Ubukönig (eigentlich König Ubu) von Alfred Jarry in einer Inszenierung von Dimiter Gotscheff.

Die Inszenierung begann mit einem, wie ich fand, sehr gelungenen Einfall: Es wurde über Lautsprecher die Besetzung des Stückes vorgetragen. Bereits da wurde klar, dass es nicht werkgetreu aufgeführt werden würde… "…Nobles, Magistrats, Conseillers, Financiers, Larbins de Phynances, Paysans, Toute l’Armée russe, Toute l’Armée polonaise, Les Gardes de la Mère Ubu, Un Capitaine, L’Ours, Le Cheval à Phynances, La Machine à décerveler, L’Équipage, Le Commandant…" (Den französischen Text findet man bei Wikisource.org.)

Spannend hätte ich es gefunden die gesamte polnische oder auch nur die gesamte russische Armee auf der Bühne zu sehen. (Obwohl ich bereits einmal eine Inszenierung sah, in der die Armeen verkörpert wurden.)

Diese Inszenierung lehnte sich an das Absurde im Text stark an, was aber m. E. der Geschichte nicht wirklich gut tat. Man verlor schnell den dünnen Faden, den die Dramaturgie übrig gelassen hatte. Hinzu kam, dass ich manche Darsteller (trotz Mikrofon) schwer verstand…

Das Bühnenkonzept hingegen war sehr faszinierend. Wie in einem überdimensionalen Drogenrausch, bestand das Bühnenbild aus Luftballons in verschiedenen Größen und Farben. Heliumbefüllt schwebten sie von oben nach unten und umgekehrt über die Bühne, bis vereinzelt in den Zuschauerraum. Dort wurden sie dann "zurückgespielt". Absolut konsequent wurde diese "Ballbühne" genutzt – mit den großen wurde gemordet, sich versteckt, als Thron "besetzt" – kleiner waren Köpfe, Bälle oder Heliumspender, für des Volkes Stimme.

Aber was nützt eine tolle Bühne, wenn die Geschichte dazwischen auf der Strecke bleibt?

Und so war es doch irgend wie "merdre".

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