Am vergangen Donnerstag waren wir Gäste bei der neuen Produktion des Chamäleons in Berlin. Als der Ort für neuen Zirkus schafft es diese altgediente Institution immer wieder zu überraschen. Nach der für mich enttäuschenden Produktion Cross Roads, die vieles versprach, was ich nicht eingehalten sah, war DUMMY Lab eine echte Offenbarung!
Für mich als Theatermacher und -liebhaber fehlt immer noch die Geschichte, der rote Faden, im modernen Zirkus. Es dauert mich einfach, dass so wunderbare Akrobaten, Artisten und Künstler oft nur Effekte schaffen, anstatt diese Mittel für eine Aussage zu nutzen. Aber gut, ich kann nicht alles haben.
Aber DUMMY Lab konnte mich in vielen anderem Überzeugen, denn die Macher haben so vieles richtige gemacht. Die Regisseure Eike von Stuckenbrok und Markus Pabst verstand es alles aus einem Guss zu gestalten. Die rohe industrielle Musik von Reecode, gemischt mit dem elektrisch verstärkten Cello von Lih Qun Wong verband die Nummern der Akrobaten zu einen ästhetischen Ganzen.
Eigentlich hatte ich alles schon gesehen, ob es das Vertikaltuch war oder die Stäbe oder Ringe oder selbst die Akrobatik am namensgebenden Dummy – was geboten wurde, war nicht neu oder außergewöhnlich. Es war aber so erfrischend, dass hier nicht nur nach akrobatischen Höchstleistungen geschielt wurde, denn Akrobatik an sich ist beeindruckend genug. Es wurde viel mehr darauf geachtet, dass alles sich einpasste in diese digitale Spiegelwelt.
Mit Computertechnik, Kameras und Projektoren wurde in DUMMY lab eine Erweiterung der Bewegung und der Körper in eine digitale Welt geschaffen, die mich an Filme wie Tron und Computerspiele erinnerte. Mit offenem Mund verfolgte ich das Zusammenspiel von Mensch, Bühne, Technik und digitalem Design. Wer sich auf neue digitale Bilderwelten einlassen kann und daran Freude findet, der sollte DUMMY lab nicht verpassen.
Und einen Dank möchte ich noch ans Chamäleon senden, dass ich auch diese Show sehen und besprechen durfte.
Mir hat Dummy Labs auch sehr viel Spaß gemacht. Ich mochte die Mischung aus Akrobatik, visuellen Zauber, Slapstick, Musik – die Show läßt sich nicht eingrenzen. Die Bilder – insbesondere mit dem Motiontracking waren stark. Neu ist dabei natürlich relativ, wir haben in der c-base das 2008 recht ähnlich gemacht http://www.02l.net/projects/interactive_set/the_special_player Aber verpackt in solch eine Show hat das viel Kraft.
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Ich fand’s ganz großartig, vielen Dank für diesen tollen Tipp!! Wenn mir was gefehlt hat, dann ein roter Faden oder ein Rahmen, der dem ganzen einen Sinn gibt (manch einer nennt sowas „Geschichte“, aber schon ein roter Faden hätte mir gereicht). Wahrscheinlich gibt es sogar einen, aber dem unbedarften Zuschauer erschließt der sich nicht auf den ersten Blick. Gerne hätte ich gewusst, warum die Spieler manchmal als Puppe und manchmal als Mensch agiert haben, und was es mit dieser Veränderung auf sich hat bzw. was dahinter steht.
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