Vor ein paar Tagen improvisierte ich mit meinen lieben Kollegen von Foxy Freestyle in der Alten Kantine. Als Gast durfte ich nicht nur mitspielen, sondern auch ein Format vorschlagen, dass wir über beide Hälften spielten. Erst durch die Nachfragen der KollegInnen wurde mir klar, dass es für sie keineswegs gewöhnlich war, eine Langform mit einer Story über zwei Hälften hinweg zu spielen. Obwohl sie immer wieder Genres und andere Formate aufführen, sind Storys über die Pause hinweg für sie eher ungewohnt.
Vorteile einer Pause
Ja, ich mag die Pause. Sie birgt für mich in längeren Improvisationen große Vorteile. Am offensichtlichsten ist, dass man in der Pause mit den Kollegen durchgehen kann, was man bisher alles erspielt hat. Beim Theater ohne Probe ist es das erste, was wir in der Garderobe tun, wir wiederholen die Namen der Figuren und was wir über sie wissen. Besonders die Namen lassen sich hier aus dem Vergessen retten oder Verwechslungen klarstellen. Mitunter kann man auch noch angedeutete Absichten der Figuren aussprechen.
In der Pause lässt sich auch an der Energie schrauben. Stellen wir zum Beispiel fest, dass wir zu hektisch sind, nehmen wir uns für die zweite Hälfte vor, uns mehr auf die Kollegen einzulassen. Oder es lahmte, dann versuchen wir mehr Energie einzusetzen. Selbst kleinere Krisen lassen sich in der Pause klären, wenn zum Beispiel Missverständnisse zu Unmut und Unlust führten. Und wie oft konnten in der Pause die Spieler nachjustiert werden: Halstabletten einwerfen, Deodorant nachsprühen, Schminke ergänzen, Hemden wechseln, Hosen flicken, Schweiß trocknen sowie Essen und Trinken einfüllen. Welch Wohltat, wenn man einfach mal rechts ran fahren kann.
Nach(teile) einer Pause
Nachteilig an einer Pause kann sein, dass die Energie sinkt. Der Schwung der ersten Stunde kommt zum Erliegen und plötzlich ist die Luft raus. Das gilt es im Auge zu behalten und die Pausen nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Das größte Risiko aber ist wohl, wenn das Wiederholen der ersten Halbzeit ins Planen für die Zweite umschlägt. Wir werden öfters von Zuschauern gefragt, ob wir uns in der Pause absprechen würden. Wir vereinen das stets, doch der Verdacht ist in den Köpfen. Jede Planung eines weiteren Verlaufs ist tödlich für die Improvisation und sie gilt es auf alle Fälle zu vermeiden. Ab und an ist aber ein/e SpielerIn so von den Möglichkeiten des ersten Teils mitgerissen, dass schnell Sätze fallen, die in die Zukunft deuten. Daher merken: Nachdenken und nicht Vordenken!
Die einzige Absprache für die zweite Hälfte die wir bei ToP zulassen ist, dass jemand ansagt, eine erste Idee für deren Beginn zu haben. Mehr als ein „Ich fange an.“, ist das aber nicht. Diese kleine Verabredung hilft geschmeidig und ohne langes Warten in die zweite Hälfte zu starten, was oft den Wiedereinstieg sehr erleichtert.
Und die Pause gibt dem Publikum die Chance zu fliehen. Oft verunsichert es extrem, wenn in der ersten Reihe plötzlich zwei Sitze frei sind. Schnell gilt es dann Gedanken weg zuschieben wie: „Hat es ihnen nicht gefallen? Die haben sich doch amüsiert? Haben wir sie irgendwie verärgert?“. Aber meine Erfahrung zeigt, man weiß nie, warum die Leute gehen. Von „Wir sind im falschen Stück/Theater.“, über „Mein Bus fährt, aber Sie machen das super!“ bis hin zum Unglück in der Familie habe ich schon vieles erlebt. Daher auf die Leute konzentrieren, die da sind, nicht auf die, die gehen!
Fazit: Meine Antwort auf die Frage „Pause oder keine Pause?“ wird wohl stets ein Ja sein. Für mich überwiegen die Vorteile und auch der Veranstalter freut sich, wenn es in der Pause noch etwas Umsatz mit Getränken und Snacks gibt.
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