Was ist der Unterschied zwischen Impro und Religion?

Die Frage nach dem Unterschied zwischen Impro und Relegion hat mir gestern Isolde Fischer von Drama Light auf dem IMPRO Amsterdam Festival gestellt. Aus dem Stand hatte ich dazu keine Antwort, aber die Frage lässt mich nicht los.

Das Improvisation mit Religion verglichen wird, kommt öfter vor, als ich gedacht hätte. So ergab eine kurze Suche bei Googel einige interessante und verstörende Treffer. Macro machte mich gar auf die Church of Improv aufmerksam. Ihre sieben „Glaubenssätze“ sind gar das einzige, was man auf ihrer Homepage findet. Hier ist also Eifer ausgebrochen…

Gemeinsamkeit zwischen Religionen und Improvisation lassen sich nicht von der Hand weisen. Beide versprechen ein besseren Lebens (das Heilsversprechen), sie haben einen universalen Anspruch (für Improvisation stimmt das auf jeden Fall), es gibt ein hohes Suchtpotenzial, sie spenden Trost und es gibt verschiedene Propheten mit ihren Ansprüchen als einzige die eine einzig wahre Lehre zu verbreiten.

Lukas Cranach: Adam und Eva im Paradis / Quelle Wikimedia

Der erster Unterschied, den ich benennen wollte ist, dass man an Religionen glauben muss, aber bei der Improvisation kann man Tools lernen, die einen bestimmten Effekt hervorbringen. Wenn man will, lässt sich das aber mit den Ritualen in den Religionen gleichsetzen. Hier erlernt man auch Techniken, die Auswirkungen auf die Menschen haben – der Unterschied scheint nicht besonders groß.

Der große Unterschied ist, soweit ich es im Moment sehe, dass Improvisation keine Antwort auf das Unbekannte nach dem Tod bereit hält. Für Improspieler geht es inhaltlich nach dem Tod oft weiter, denn man kann schließlich überall weiter machen. Aber Impro hat nicht den Anspruch, zu wissen, was da kommt. Impro sagt nur: Wenn da etwas ist, dann ist die Fähigkeit improvisieren zu können, sicher hilfreich.

Amen!

2 Gedanken zu „Was ist der Unterschied zwischen Impro und Religion?

  1. Ich würde sogar soweit gehen, dass die christliche Religion und Impro (jedenfalls die „Schule“, der ich anhänge) einige fundamentale humanistische Prinzipien teilen, allen voran dasjenige, das ich als „Lass Deinen Partner gut aussehen!“ bezeichnen, welches im Christentum das „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!“ ist. Auch das Akzeptieren dessen, was man nicht ändern kann und der produktive Umgang damit spielt in der christlichen Religion (oder im Buddhismus) eine große Rolle – beim Impro auch.

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  2. … eine andere Gemeinsamkeit ist m.E. das „im Moment Sein“, und das damit einhergehende Ausschalten jeglichen (Selbst-)Zweifels (und Folgeerscheinungen des Selbstzweifels wie Neid, Eifersucht usw.) im Spiel in dem Vertrauen, dass alles schon irgendwie gut werden wird. Dieses Vertrauen heißt in der Religion „Glaube“ und dieses irgendwie geartete Gute häufig „Gott“ (ein schlauer Mensch hat sich Gott irgendwann mal als Wesenheit ausgedacht, weil es für uns Menschen scheinbar leichter ist, an eine irgendwie geartete Wesenheit zu glauben, die urteilt und straft – wie wir – als an „Karma“ oder ein abstraktes Gutes, von dem man nicht einschätzen kann, wie es sich verhalten wird; lustigerweise soll man das ja bei Gott aber gerade nicht machen – sich ein Bildnis von ihm machen, was ungefähr so gut funktioniert wie „Denken Sie nicht an rosa Elefanten!“).

    Den Hauptunterschied zwischen Religion und Impro sehe ich darin, dass es im Impro keine Regeln gibt, sondern lediglich Empfehlungen und Leitsätze bzw. Haltungen. Würde man religiöse „Gebote“ und Verbote ähnlich betrachten (nämlich als Empfehlungen nicht als strikte „richtige“ Regeln die es unbedingt zu befolgen gilt, und alle, die sie nicht befolgen sind ungläubig und / oder werden irgendwie bestraft), wäre der Menschheit möglicherweise viel Leiden und Schmerz erspart geblieben.

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