Helden, Probleme und Konflikte

Herakles aus Band 8 von Hainleite bis Iriartea, Seite 398. Quelle WikipediaIn zwei meiner letzten Impro-Proben kam die Frage auf, wer denn in einer Szene der Held sei? Wem solle die Geschichte folgen? Auf wem sollte der Fokus liegen?
Nach einer längeren Geschichte kam gar die Antwort, dass die Tochter (tauchte mitten in der Geschichte auf) doch durch Ihre guten (moralischen) Entscheidung die Heldin der Geschichte sei, sie hatte heldenhaft gehandelt.
Wieder ein klassisches Mißverständnis, denn der Held oder die Heldin muss nicht heldenhaft sein. Deshalb habe ich mir vorgenommen auch nicht mehr von Helden zu sprechen. Wer hat die Hauptrolle? Wer würde in einer Hollywoodverfilmung das meiste Geld für seine Rolle bekommen? Die Rolle von Hannibal Lector ist sicher die Hauptrolle, doch ein Held ist er bei weitem nicht.
Die gleiche Überlegung habe ich zur "Suche des Problems der Hauptrolle" in einer Szene angestellt. Oft wird nach einer improvisierte Szene kurz analysiert, wo das Problem der Figuren bzw. der Konflikt zwischen ihnen läge. Das lateinische Wort confligere bedeutet aber nicht nur kämpfen sondern auch zusammentreffen. Es geht also um die Momente entscheidender Zusammenkümpfte, in der es zu Veränderungen kommt. Es kann also auch das Erreichen eines Ziels sein, an dem der Charakter sich ändert. Was macht diese kleine Umbenennung von Konflikt in Änderung aus? Man tappt nicht in die Falle in jeder Szene nach einem Problem zu suchen, über das man streiten kann.
Von "Welche Konflikte muss der Held angehen, um sein Problem zu lösen." hin zu "Welche Änderung muss die Hauptrolle durchmachen, um sich zu entwickeln."!

2 Gedanken zu „Helden, Probleme und Konflikte

  1. Ja, ein Held muss nicht heldenhaft handeln. Und die Hauptrolle ist was anderes als der Held. Aber in „Schweigen der Lämmer“ (sowohl Buch als auch Film) ist Clarice Starling die Heldin, und im Grunde auch die Protagonistin. Lecter verändert sich nicht. Er bleibt sozusagen der böse Engel. So wie Heidi aus „Heidi“ der gute Engel. Und der Pate in „Der Pate“ der gut/böse Engel. In letzterem ist der jüngste Sohn der Held.

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  2. Ja, Du hast recht, dass Lector nicht der Held ist, aber er war mit Sicherheit die teuerste Rolle in dem Film. Aber der Fokus der/des guten liegt oft wo anders. Deshalb sollte eine Szene eben auch nicht zwingend den Guten (Helden), sondern den Hauptrollen (wertfrei) folgen.
    Das der Fokus auf der Veränderung in der Figur liegen sollte, ist richtig, aber wie so oft nicht in allen Fällen. Die großen Königsdramen leben gerade davon, dass sich die zentrale Figur ebend nicht verändern will oder kann. Um sie herum ändert sich alles, aber sie kann nicht über ihren Schatten springen. Sehr plastisch wird dies bei Kreon in der Antigone oder auch König Ödipus.

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