Bei einer Improprobe gestern, bin ich mal wieder auf einen Zusammenhang gestoßen, den man nicht hinten runter fallen lassen darf: Was zu Beginn ein Anfängerfehler ist, kann man auch als Variation verstehen.
Wenn man als zweite Person in eine improvisierte Szene kommt, sollte man vorher den bereits spielenden Partner genau beobachtet. Sein Spiel birgt so viele Vorgaben (Mimik, Gestik, pantomimische Gegenstände), die das Publikum gesehen hat und erfüllt sehen will und der hereinkommende Spieler kann genau überlegen, wie er die Rolle seines Partners am besten unterstützen kann. Das sind die Grundlagen einer guten Szene und das Fundament einer tragenden Geschichte.
Bei Anfängern sieht man oft den Fall, besonders in Shows, wenn der Moderator eine Spieleranzahl für das nächste Game vorgibt, das zwei oder gar drei Spieler auf der Bühne stehen und gleichzeitig beginnen. Dies führt meist zu einigen Minuten Kampf, um zu klären, wer sich wo befindet oder gar zu drei parallelen Szenen. Daher sage auch ich beim Unterrichten immer wieder: Einer nach dem Anderen, Zug um Zug, schaut genau hin!
Gestern haben wir es genau anders gemacht. Zwei Spieler beginnen am gleichen Ort jeder mit einer bestimmten inneren Haltung. Und da war sie sofort, diese kurze Minute des Kampfes, in der man gleichzeitig wahrnehmen, etablieren, akzeptieren, rechtfertigen und dabei noch entspannt spielen soll. Es fühlte sich für mich wie ein Fehler an, obwohl es doch nur eine Variation ist, eine Szene zu beginnen. Denn wir haben den Anfang gemeistert und die Zuschauenden waren gespannt, wie wir die Aufgabe lösen.
Fazit: Regeln nicht als Richtig oder Falsch definieren, sondern als sicher Weg und gefährlicher Gebirgspfad, denn zum Ziel führen sie beide.
Das geht natürlich nur dann, wenn die Spieler zwar Rampensäue (im besten Sinne – versteht sich!) aber doch im Improsystem derart bescheiden sind, dass sie anderen den ersten Zug überlassen. Schön wenn das bei Euch klappt. Und diese Minute des Kampfes die Du beschreibst kann, das finde ich ebenso, einen spannende Minute sein in der viel statusmäßig verhandelt wird.
Mit großem Respekt vor den Impro-Cracks, R.
LikeLike
Man sollte erwarten, dass einigermaßen ausgebildete (Impro-)Schauspieler sich auf das Spielen Zug-um-Zug verstehen, denn sonst kann man kaum auf das reagieren, was der andere macht und dann wird es furchtbar. Diese Fähigkeit ist wieder etwas, dass man nicht nur beim Improvisieren, sondern auch allgemein auf der Bühne sowie im täglich Leben braucht.
LikeLike
recht haste!
LikeLike